Die Pfalz – das ist, wenn man es historisch auffasst, ein stolzes, ein kaiserliches Wort. Denn es war im Mittelalter der Ort, an dem sich der Kaiser aufhielt, wenn er auf Reisen war. Und er war
fast immer auf Reisen, denn eine feste Residenzstadt gab es für ihn eben damals noch nicht.
Der Kaiser reiste sicher nicht mit dem Fahrad. Das war zu seiner Zeit noch gar nicht erfunden. Aber er saß wohl auch oft genug auf seinem edlen Ross im Sattel und konnte dabei sein Land so
intensiv erleben, wie wir es heute auf Radtouren tun. Er reiste von einer Pfalz zur anderen, und dort, wo es am schönsten war, hieß die ganze Umgebung nach und nach nur noch „die Pfalz“.
So erklären es jedenfalls die Pfälzer, und Sie sollten es wirklich mal genauer untersuchen! Wir sprechen heute von der Pfalz, wenn wir den südlichen Teil des Landes Rheinland-Pfalz meinen, dem Gebiet zwischen Rhein, dem Saarland und der Grenze zu Frankreich. Und dieses Land muss es den alten Kaisern wohl angetan haben, denn hier gibt es eine ganz erstaunliche Menge von Burgen und Schlössern, die eine fürstliche Bleibe für den Monarchen boten. Vor allem aber ist es auch heute noch ein zauberhaftes Land, dessen ganz besonderen Reiz man am besten erschließt, wenn man sich mit dem Fahrrad auf den Weg macht. Ob man dabei gemütlich auf dem E-Bike sitzt oder sportlich strampelt – die gut markierten Radwege durch das waldreiche Land sind gepflegt und stellen keine unüberwindlichen Ansprüche.
Wo soll man anfangen? Nun, da bietet sich zunächst einmal die Rheinebene an, wo es schön flach ist und wo der leicht zu befahrende Rheinradweg mehr als 300 Kilometer durch Rheinland-Pfalz verläuft. Auch weiter westlich, am Rande der Rheinebene, hat man noch wenig Mühe und viel Genuss, wenn man der Weinstraße folgt. Die Deutsche Weinstraße ist ein wahrer Garten Eden, weithin bekannt für ihre bunten Wein- und Volksfeste. Hier reiht sich ein Weingut ans andere, und die stattlichen Dörfer und Städte sind gepflegt und sehenswert. Im Westen grenzt die Weinstraße an das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands, den Pfälzerwald, wo man auch die meisten Burgen findet.
In allen Regionen, vorwiegend in der Süd- und Westpfalz, gibt es eine große Vielfalt an gut ausgebauten Radwegen, die auch den anspruchsvollsten Biker begeistern werden. Sie haben originelle Namen, die Radwege, jeder hat seinen eigenen Charakter, und einer ist landschaftlich schöner als der andere. Einige, wie der Glan-Blies- oder der Fritz-Wunderlich-Radweg, verlaufen zum Teil auf ehemaligen Bahnstrecken. Fast alle aber führen an Burgruinen vorbei, die meistens auf sehr markanten Felsformationen wie beispielsweise dem „Teufelstisch“ oder dem „Drachenfels“ stehen. Die mächtigen, roten Buntsandsteinfelsen sind ein Kapitel für sich und durch Premium Wanderwege sehr gut erschlossen. Mit ihnen und all den romantischen Burgen wird der Pfälzerwald auch für Familien mit Kindern zum Abenteuerland.
Fast jeder hat schon von der Burg Trifels gehört, der wiederaufgebauten Reichsburg der staufischen Kaiser und Könige, auf der man in alten Zeiten die Reichskleinodien, also die Kaiserkrone mit
Zepter, Schwert und Reichsapfel, aufbewahrte und schützte. Besucher können dort diese Herrschaftszeichen des Heiligen Römischen Reiches auch heute noch bewundern, wenn es auch nur Kopien sind.
Rund um die Burg führt ein guter Radweg, der in Annweiler, Landkreis Südliche Weinstraße, beginnt. Ähnliche Touren ins Burgenland bieten sich etwa am Gräfenstein bei Merzalben oder am
Berwartstein im Dahner Felsenland an, das besonders reich an wildromantischen Eindrücken ist. Hier, in der Südpfalz, erlebt man auch immer wieder spektakuläre Ausblicke von den Höhen des
Pfälzerwalds in die Weite der Rheinebene.
Geschichtsbewusste Radler werden sicher gern das Hambacher Schloss bei Neustadt an der Weinstraße besuchen, wo 1832 die erste demokratische Volksbewegung in Deutschland stattfand.
So erfährt man auch ganz beiläufig manches aus der Geschichte. Die Pfalz war bis in die Neuzeit hinein ein eigenständiges Land unter einem der sieben deutschen Kurfürsten, die über viele
Jahrhunderte hinweg den Kaiser wählten. Im Jahre 1777 wurde die „Kurpfalz“ ein Teil des Königreichs Bayern, nach 1794 gar für kurze Zeit französisch. Die zuvor pfälzischen, rechtsrheinischen
Gebiete um Mannheim und Heidelberg gingen damals an Baden, doch man bezeichnet diese Region auch heute noch gern als Kurpfalz. Für eine große Radtour ist es ein reizvoller Vorschlag, die heutige
„Kurpfalzachse“ zu wagen. Sie führt vom Pfälzerwald durch die Rheinebene nach Osten und folgt dem badischen Neckartal bis in den Odenwald, vorbei an Heidelberg und am malerischen Mosbach, das
sich im Mittelalter selbst die „Hauptstadt der kleinen Pfalz“ nannte. Hier erlebt man die größere, historische Pfalz in ihrer ganzen Vielfalt. Man fährt nur auf gut markierten Radwegen,
unbehindert vom Verkehr, und hat auf der ganzen Strecke die eindrucksvollsten Szenerien.
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Wer es nicht so waldreich mag, dem seien Radtouren entlang der Deutschen und Südlichen Weinstraße empfohlen. Die Dörfer und Städte entlang der Weinstraße bieten mit ihrem historischen Kern und den Straßencafes in angenehmen Klima südlichen Flair.
Auch in der Nordpfalz lassen sich interessante Radtouren in die angrenzenden Regionen planen. Vom nordpfälzer Bergland aus bietet der Barbarossa-Radweg eine weitere West-Ost-Tour, die in Worms endet.
Grenzüberschreitende Fahrten sind auch im Westen der Pfalz, dem Westrich, recht reizvoll, namentlich hinüber nach Lothringen oder in das Saarland. Hier führt der Pirminius-Radweg durch eine vielgestaltige Landschaft vom deutsch-französischen Grenzland bis in den Pfälzerwald. Von Kaiserslautern und Kusel gibt es Radwegverbindungen nach Norden in Richtung Hunsrück oder zur Mosel. Die Entfernungen sind überschaubar, und notfalls kommt man ja auch mit der Bahn ein Stück weiter.
Für das E-Bike gibt es in der Pfalz auch Ladestationen und überall in den Dörfern und Städten behagliche, preiswerte Unterkünfte. Gründe genug also, um hierher zu reisen. Stolz im Sattel, wie einst die römisch-deutschen Kaiser.